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Das Johannes Evangelium 1 & 2 - 2027

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Das Evangelium nach Johannes 1

Der zweiteilige Film Das Johannes-Evangelium (Verweistitel Das Johannes Evangelium – Der Film; Originaltitel The Gospel of John, alternativ The Visual Bible: The Gospel of John) erzählt das Leben Jesu von Nazaret, dargestellt von Henry Ian Cusick, aus der Sicht seines Apostels Johannes und setzt seinen Schwerpunkt auf das von ihm verfasste Johannesevangelium. 

 

Daniel Kash ist als Simon Petrus besetzt, Richard Lintern als Ältester.

 

Scott Handy spielt Johannes den Täufer (nicht zu verwechseln mit dem Apostel Johannes).

 

Die Regie bei dem 2003 erschienenen kanadisch-britischen Film lag bei Philip Saville.

Johannes versucht seine Mitmenschen darauf einzuschwören, dass jemand in die Welt gekommen sei, der über ihnen allen stehe, denn er sei schon dagewesen, bevor er geboren worden sei.

 

Die führenden Männer aus Jerusalem schicken daraufhin Priester und Leviten zu Johannes, die ihn befragen sollen. Johannes antwortet ihnen, er sei die Stimme eines Rufers in der Wüste und man solle den Weg, auf dem der Herr, der Messias, komme, bereit machen.

 

Das alles ereignet sich in Bethanien auf der anderen Seite des Flusses Jordan.

 

Als Johannes am nächsten Tag Jesus auf sich zukommen sieht, meint er zu seinen Gefährten: „Seht da, das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt auf seinen Schultern trägt.

 

Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte, nach mir kommt einer, der über mir steht, denn bevor ich geboren wurde, war er schon da. Auch ich kannte ihn vorher nicht.

 

Und ich sage Euch, das ist Gottes Sohn.“

Andreas, der Bruder von Simon Petrus, ist der erste, der Jesus folgt, Simon Petrus der zweite. Als Jesus nach Galiläa aufbrechen will, trifft er Philippus, der ihm ebenfalls folgt, und sodann Nathanael sowie weitere Männer, die sich ihm anschließen.

 

Am dritten Tag nach ihrem Aufbruch wird in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert.

 

Neben Jesus und seinen Jüngern ist auch Maria, Jesus’ Mutter, zu der Feier eingeladen.

 

Als der Weinvorrat ausgeht, begibt Jesus sich zu den im Haus stehenden Steinkrügen, von denen jeder etwa 100 Liter fasst und weist die Diener an, diese Krüge bis an den Rand mit Wasser zu füllen.

 

Als man die Handkrüge damit füllt, ist aus dem Wasser bester Wein geworden.

 

So vollbringt Jesu in Kana sein erstes Wunder und offenbart seine Herrlichkeit.

Danach begeben sich Jesus und seine Jünger sowie seine Mutter und Brüder nach Kapernaum.

 

Als das Passahfest näherkommt, gehen Jesus und seine Gefolgschaft nach Jerusalem.

 

Als Jesus gewahr wird, dass Händler und Geldwechsler sich im Tempelbereich niedergelassen haben, vertreibt er sie alle mit den Worten, sie würden das Haus seines Vaters nicht achten.

 

Jesus gewinnt immer mehr Anhänger und seine Jünger haben inzwischen mehr Menschen getauft als Johannes, sodass die Pharisäer auf Gottes Sohn aufmerksam werden.

 

Als Jesus, der sich längere Zeit in Judäa aufgehalten hat, zurück nach Galiläa geht, muss er durch Samarien ziehen.

 

Er durchquert dabei auch das Dorf Sichem, wo sich der Jakobsbrunnen befindet.

 

Von dem langen Weg müde geworden, setzt Jesus sich auf den Brunnenrand. Als sich eine junge Frau Wasser am Brunnen zapfen will, bittet Jesus sie, ihm einen Schluck Wasser zu geben.

 

Sie sei eine Samaritanerin und er ein Jude, wie könne er sie da um etwas bitten, entgegnet die Frau. Jesus erklärt der staunend an seinen Lippen hängenden Samaritanerin seine Haltung.

 

Die junge Frau verbreitet das Gespräch unter ihren Nachbarn, was dazu führt, dass die Samaritaner Jesus in ihre Mitte bitten.

 

Zwei Tage bleibt er und erfüllt die Menschen mit seinem Geist.

Das zweite große Wunder vollbringt Jesus an einem todkranken Jungen aus Kana, dessen Vater ihn um Hilfe anfleht. Er schickt ihn weg mit den Worten:

 

„Geh, Dein Sohn wird leben!“

 

Und so geschieht es. Bald darauf ist ein jüdisches Fest in Jerusalem.

 

Dort am Schaftor befinden sich ständig Menschen mit Krankheiten, die wenig Hoffnung auf Besserung geben: Blinde, Gelähmte und Menschen mit erstorbenen Gliedmaßen.

 

Unter ihnen ist auch ein Mann, der seit 38 Jahren krank ist. Jesus sieht ihn dort liegen und erkennt, dass der Mann schon lange unter seiner Krankheit leidet.

 

Er sagt zu ihm, er solle aufstehen und seine Matte nehmen.

 

Im selben Moment ist der Mann gesund.

 

Da Jesus an einem Sabbat geheilt hat, fängt man an, ihn zu verfolgen.

 

Jesus aber sagt zu seinen Verfolgern:

 

„Mein Vater ist ständig am Werk und darum bin ich es auch.“

Immer mehr Menschen folgen Jesus, da sie seine Wunder an den Kranken gesehen haben.

 

Auf einem Berg über dem See machen Jesus und seine Jünger Halt.

 

Eine riesige Menschenmenge kommt auf sie zu.

 

Simon Petrus ruft Jesus zu sich und stellt ihm einen Jungen vor, der fünf Laib Brot und zwei Fische bei sich hat.

 

Ungefähr 5000 hungrige Menschen hoffen auf Nahrung.

 

Zwei von Jesus’ Jüngern verteilen Brot und Fisch, die sich um ein Vielfaches vermehrt haben an die Menschen, die nun reichlich zu essen haben.

 

Von den anfangs fünf Broten und zwei Fischen bleiben am Ende noch zwölf Körbe mit Resten übrig.

Am Abend steigen Jesus’ Jünger in ein Boot um über den See zu fahren.

 

Nachdem sie eine Strecke von etwa fünf Kilometern zurückgelegt haben, sehen sie, wie Jesus über das Wasser auf ihr Boot zukommt.

 

Da viele nicht vermögen, die von Jesus an sie gerichteten Worte zu verstehen, wenden sie sich wieder von ihm ab.

 

Jesus meint zu seinen zwölf Jüngern, er habe sie ja selbst ausgewählt, dennoch wisse er, dass unter ihnen ein Verräter sei – er meint Judas, den Sohn von Simon Iskariot.

Jesus hält sich von Judäa fern, weil die führenden Männer dort seinen Tod wollen.

 

Als das jüdische Laubhüttenfest vor der Tür steht, bedeutet Jesus seinen Anhängern, dass er dort nicht hingehe, da seine Zeit noch nicht gekommen sei.

 

Als er dann doch in verschiedenen Tempeln predigt, macht er sich nicht nur unter den führenden Priestern Feinde.

 

Eine durch die Pharisäer angezettelte Verhaftung von Jesus schlägt jedoch fehl.

 

Als Jesus einige Zeit später am Ölberg mit den Menschen spricht, führt man ihm eine Frau zu, die des Ehebruchs bezichtigt wird, worauf  Tod durch Steinigung stehe. Jesus erwidert:

 

„Wer von Euch noch nie gesündigt hat, soll den ersten Stein auf sie werfen.“

 

Einer nach dem anderen der Menschen zieht sich daraufhin zurück bis Jesus mit der Frau allein ist.

 

Als der Messias wenig später einen Blinden sieht, sagt er zu seinen Jüngern, dieser Mann sei blind, damit Gottes Macht an ihm sichtbar werde.

 

Und solange er in der Welt sei, sei er das Licht der Welt. Sodann streicht Jesus einen mit seiner Spucke vermischten Brei auf die Augen des Blinden und sagt ihm, er solle sich nun am Teich die Augen sauberwischen.

 

Als der Mann von dort zurückkommt, kann er sehen.

Immer wieder spaltet Jesus die Massen, weil sie nicht fähig sind, das zu verstehen, was er ihnen sagen will.

 

Ein weiteres Wunder vollbringt Jesus an Lazarus, dem Bruder von Maria und Martha von Bethanien, den er von den Toten auferstehen lässt.

 

Die Priester und Pharisäer fürchten ob der Wunder, die Jesus immer wieder vollbringt, um ihre Macht und wollen sich damit nicht abfinden. 

 

Kajaphas, einer von ihnen, der in diesem Jahr der oberste Priester ist, ergreift das Wort und beschwört die anderen, dass es besser sei einen Menschen sterben zu lassen, als dass das ganze Volk vernichtet werde.

 

Von diesem Tag an sind die führenden Männer fest entschlossen, Jesus zu töten.

 

Sechs Tage vor dem Passahfest kommt Jesus wieder nach Bethanien zurück ins Haus von Lazarus, wo die Geschwister ein Festessen für ihn geben.

 

Maria gießt Jesus feinstes Nardenöl über die Füße und trocknet diese mit ihrem Haar, was bei dem späteren Verräter Judas auf Unverständnis stößt.

 

Jesus meint, er solle Maria in Ruhe lassen, Arme werde es immer geben, aber ihn würden sie nicht mehr lange bei sich haben.

Jesus weiß bereits beim Abendmahl mit seinen Jüngern, dass seine Stunde nahe ist, zu gehen. Er wäscht seinen Jüngern die Füße und sagte:

 

„Ihr seid alle rein, alle, bis auf einen“, denn ihm ist klar, dass Judas ihn verraten wird.

 

Als Simon Petrus ihm versichert, dass er bereit sei, für Jesus zu sterben, entgegnet dieser:

 

„Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

 

Jesus bereitet seine Jünger mit vielsagenden Worten darauf vor, dass er bald nicht mehr unter ihnen sei, aber der Tag werde kommen, an dem sie ihn wiedersehen würden.

Als Jesus sich mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane aufhält kommen die von Judas angeführten Häscher.

 

Jesus meint, sein Vater habe diesen Kelch für ihn bestimmt, darum müsse er ihn auch trinken. Er wird verhaftet und abgeführt.

 

Später wird er Pontius Pilatus vorgeführt.

 

Als dieser die Menge fragt, welchen Gefangenen er ihnen zum Passahfest, wie es Brauch sei, freigeben solle, fordert die Menge die Freilassung des Verbrechers Barabbas.

 

Noch einmal versucht Pilatus die Meinung des Volkes zu ändern, indem er die Menschen beschwört, dass es keinen Grund gebe, weshalb Jesus zu verurteilen sei.

 

Das ändert nichts.

 

Die Masse schreit: „Kreuzigt ihn.“

 

Auch ein weiterer Versuch scheitert, da die Priester und Pharisäer unbedingt wollen, dass man Jesus kreuzigt. So gibt Pilatus ihn zur Kreuzigung frei. Geschmückt mit einer Dornenkrone muss Jesus sein Kreuz bis zur Richtstätte Golgota tragen.

Neben ihm werden zwei weitere Männer ans Kreuz geschlagen.

 

Kurz bevor Jesus sein Leben zurück in die Hände seines Vaters gibt, sagt er:

 

„Es ist vollendet.“

 

Im selben Moment sinkt sein Kopf nach unten.

Als die Jünger nach einiger Zeit in der Grabkammer Ausschau nach Jesus halten, sind nur noch die Tücher da, in die man den Leichnam gehüllt hatte.

 

Maria schaut ebenfalls in die Höhle und sieht zwei weiße Engel und kurz darauf den auferstandenen Jesus selbst. Bald darauf kehrt Jesus zu seinen Jüngern zurück und segnet sie.

 

Thomas, einer von ihnen, war nicht dabei, und glaubt nicht, was die Männer ihm erzählen.

 

Nach einer Woche kommt Jesus ein weiteres Mal und spricht mit dem sichtlich ergriffenen Thomas.

 

Als die Jünger eines Morgens mit ihrem Boot ohne Fang vom Meer heimkehren, steht Jesus am Ufer, ohne dass sie ihn zunächst erkennen, und rät ihnen, ihr Netz an einer bestimmten Stelle ins Wasser zu werfen.

 

Sehr viele Fische gehen ihnen dort ins Netz. Jesus gibt sich zu erkennen und fragt Simon Petrus dreimal, ob er ihn liebe.

 

Es gibt noch vieles mehr, was Jesus gesagt und getan hat, wenn alles einzeln aufgeschrieben würde, die Welt könnte die Bücher nicht fassen.

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Der Evangelist Johannes

Der Evangelist Johannes, in der westkirchlichen Tradition auch als Johannes Evangelista oder Johannes von der (Lateinischen) Pforte, in der ostkirchlichen Tradition auch als Johannes der Theologe (griechisch: Ιωάννης Θεολόγος) bezeichnet, ist der Hauptautor des Johannesevangeliums.

 

Die Tradition setzt ihn mit dem Apostel Johannes als dem Lieblingsjünger Jesu gleich und sieht in ihm auch den Verfasser der Johannesbriefe und der Offenbarung.

 

In der historisch-kritischen Forschung ist diese traditionelle Auffassung stark umstritten.

 

Diese Auseinandersetzung ist als „johanneische Frage“ in die Forschungsgeschichte zum Johannesevangelium eingegangen.

Historische Zeugnisse

Das Johannesevangelium

Im Johannesevangelium wird als Autor des Textes der namenlose Lieblingsjünger Jesu genannt:

 

„Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, (diesem) folgte.

 

Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte:

 

Herr, wer ist es, der dich verraten wird?

 

Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm?

 

Jesus antwortete ihm:

 

Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an?

 

Du aber folge mir nach!

 

Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht.

 

Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt:

 

Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an?

 

Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.“

– (Joh 21,20–24 EU)

Bezeugt das Schlusskapitel des Evangeliums so zwar ausdrücklich die Verfasserschaft des „Lieblingsjüngers“, so unterbleibt jedoch eine Identifikation mit dem Apostel Johannes.

 

Außerdem scheint hier eine Verfassergruppe als ein „Wir“ zu sprechen, die sich vom Autor des Haupttextes Joh 1–20 unterscheidet.

 

Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien im gesamten Johannesevangelium der Name des Apostels Johannes niemals erwähnt wird.

 

Wenn von „Johannes“ geschrieben wird, so handelt es sich immer um Johannes den Täufer.

 

Der Autor des Johannesevangeliums muss offenbar nicht eine Verwechslung von Johannes dem Täufer und dem Jünger Johannes befürchten, der im Evangelium nicht namentlich genannt wird.

 

Die „Söhne des Zebedäus“ – bei den Synoptikern als Jakobus und Johannes bekannt (Mk 1,19 EU) – tauchen erst in 21,2 EU auf, jedoch werden sie auch dort nicht namentlich genannt.

 

Daher wird angenommen, ein johanneischer Kreis, der auch für die Anfügung des Schlusskapitels 21 an einen bereits bestehenden Text verantwortlich war, habe mit dem Lieblingsjünger eine Gestalt aus der intimsten Nähe Jesu als Zeugen und unbestrittene Autorität in den Vordergrund gestellt.

 

Dafür spricht auch, dass das Evangelium nicht nur am Schluss in Joh 21,24 EU, sondern bereits im Prolog von einem „Wir“ spricht (Joh 1,14.16 EU), womit Augenzeugen von Jesu Auftreten gemeint sind.

 

Jedenfalls weist so das Johannesevangelium selbst auf die Autorität eines herausragenden Zeugen hin, auf den sich die Mitglieder der johanneischen Gemeinde mit Nachdruck berufen.

Zeitliche Einordnung des Evangelisten

 

Eusebius berichtet unter Berufung auf Irenäus ebenfalls über den Tod des Apostels in Ephesos unter Kaiser Trajan.

 

Die Amtszeit Trajans dauerte von 98 bis 117 nach Chr., so dass der Evangelist frühestens 98 nach Chr. gestorben sein könnte.

 

Diese Angabe entspricht dem chronologischen Rahmen, den auch das Evangelium setzt.

 

Neutestamentlich gibt es aber keine Hinweise auf einen Aufenthalt des Apostels Johannes in Kleinasien.

 

Vor allem die Apostelgeschichte und der Brief des Paulus an die Epheser wissen davon nichts. Allerdings berichtet das Neue Testament direkt nur über eine Zeit, die vor der vermuteten Abfassungszeit des Evangeliums lag.

Das Fest des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes wird in der katholischen und der evangelischen Kirche am 27. Dezember begangen.

 

In der katholischen Kirche kann an diesem Fest nach altem Brauch Johanneswein gesegnet werden.

 

Die orthodoxen Kirchen feiern den Heiligen am 8. Mai.

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Das Evangelium nach Johannes 2

Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat.

 

Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.

 

Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theodor, der Reihe nach aufzuschreiben.

 

So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.

 

Veröffentlichung geplant für 2030

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Theorien über den Untergang des Römischen Imperiums

Kaum ein anderes Thema in der Weltgeschichte ist so spannend wie der Verfall und der Untergang des Römischen Imperiums.

Wie konnte ein so mächtiges und großes Reich plötzlich verschwinden?

Wieso folgte dann nach landläufiger Meinung eine tausendjährige Phase der Finsternis, bis sich nach langer Zeit Europa im 16. Jahrhundert endlich wieder neu aufraffte, um zur alten Blüte zurückzufinden?

Auch wenn die Mediävisten verzweifelt bemüht sind, die Zeit des Mittelalters uns neu zu vermitteln, das es eben nicht nur ein Rückfall in primitive Zeiten war, so lässt sich aber meines Erachtens nicht leugnen, dass es in vielfacher Hinsicht, was Wissenschaft, Technik und Kultur betrifft, tatsächlich zu einem enormen Rückschritt in der geschichtlichen Entwicklung kam.

Der massive Bevölkerungsrückgang, der Verfall der Handelswege, die Entvölkerung der Städte, das sich ausbreitende Analphabetentum, all dies spricht schon für eine in der Weltgeschichte ziemlich einmalige Devolution, die in dieser extremen Form nur selten zu beobachten ist.

Dieses Phänomen hat Wissenschaftler immer fasziniert, aber auch beunruhigt. Bei vielen Untersuchungen lässt sich die bange Frage heraushören: Kann dies auch uns passieren?

Wenn so ein mächtiges Imperium wie das der Römer untergeht, sind wir dann sicher? Wiederholt sich die Geschichte?

Immer wieder werden deshalb Parallelen mit der Gegenwart gezogen.

​Bestimmend für die Erklärung des Untergangs wurde das monumentale Werk von dem Engländer Edward Gibbon, der zwischen 1776 bis 1789 ein umfangreiches Werk mit dem Titel History oft he Decline and Fall oft he Roman Empire herausgab.

Neben dem Christentum und dem Einfall der Germanen glaubte er feststellen zu können, dass es vor allem die allgemeine Dekadenz, speziell die der Oberschichten war, die zum Untergang des Weltreiches führte.

Damit gab er ein Stichwort, das von nun an für lange Zeit die Forschungen beeinflusste und bis heute das allgemeine Bewusstsein in der Öffentlichkeit prägt.

Das späte Rom, eine dekadente, vergnügungs-und verschwendungssüchtige Gesellschaft, die auf einem Vulkan sitzend, ihrem Untergang entgegen taumelte.

Zu Recht wurde sie laut Gibbon von den zwar primitiven, aber eben nicht dekadenten Germanen hinweggefegt.

Spätere Arbeiten bemühten sich, diese These weiter zu untermauern. In der Zeit des Imperialismus vor dem Ersten Weltkrieg wurde sie um sozialdarwinistische Ansätze erweitert.

Der deutsche Gelehrte Otto Seck behauptete 1895, das die Besten des Reiches im Laufe der Zeit gefallen waren und zurück blieben nur mittelmäßig begabte Leute, die sich als unfähig erwiesen, dieses Imperium zu lenken.

Der englische Althistoriker Tenny Frank glaubte sogar, eine ungesunde Rassenmischung im spätrömischen Reich zu erkennen, die dann zum Niedergang führte.

Und selbst die Erklärung von Friedrich Engels in seiner Schrift „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ lag ganz im Stil der Zeit, wenn er die römische Kultur als verendende Zivilisation sieht, die von primitiven, aber kraftvollen Barbaren abgelöst wurde, auch wenn er natürlich nichts mit den Rassentheorien zu tun hatte, die damals kursierten.

Und sein Schüler Karl Kautsky kommt in seiner Untersuchung über die Ursprünge des Christentums zu ähnlichen Ergebnissen.

Ausgiebig schildert er die Exzesse der römischen Oberschicht in allen Details und glaubt, hier eine der Ursachen für den Untergang zu erkennen.

​Nun ist eine Dekadenz der alten, römischen Oberschicht nicht zu bestreiten, die sich gegen Ende des 2.Jahrhunderts nach u.Z. zusehends ins private Leben zurückzog und nicht mehr um Politik kümmerte.

Aber wurde sie nicht ersetzt von vielen fähigen Kaisern aus der Provinz?

Diokletian oder Konstantin der Große waren alles andere als dekadent.

Auch gab es viele begabte germanische Politiker wie Stilicho, die durchaus ihr Handwerk verstanden.

Dekadenz reicht als Erklärung kaum aus.

​Sowohl die bürgerlichen Theoretiker als auch die Marxisten waren Anhänger einer Fortschrittsideologie.

Dieser würde sich naturwüchsig mit elementarer Wucht durchsetzen.

Umso ärgerlicher war daher der Untergang des Römischen Reiches, da sich hier Fortschritt plötzlich in Rückschritt verwandelte und somit ein Erklärungsnotstand vorhanden war.

​Für die Ideologen des damaligen Bürgertums reichte Dekadenz als Erklärung indes einstweilen aus.

Lasterhaftigkeit, Müßiggang, Faulheit widersprachen der kapitalistischen Arbeitsmoral.

Der Untergang des Römischen Reiches war ein Beweis dafür, dass Faulheit geradewegs ins Verderben führt.

Abweichend von diesem Mainstream vermutete der große Soziologe Max Weber, das die Sklavenarbeit, die Stütze der römischen Gesellschaft, ab einem bestimmten Zeitpunkt mangels fehlendem Sklavennachschub nicht mehr fortgeführt werden konnte und somit zum Zusammenbruch des Imperiums führte.

Diese Theorie hatte allerdings auch schon vor ihm Karl Marx grob skizziert.

Max Webers Aufsatz über Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896) blieb damals weitgehend unbeachtet.

​Die Marxisten entwickelten in der Tat kompliziertere Erklärungsmuster.

Marx selber hatte sich allerdings nur wenig um dieses Thema gekümmert und es gibt nur einige Sätze von ihm über die sogenannte antike Produktionsweise, wie er sie nannte, die seiner Auffassung nach zu den fortschrittlichen Produktionsweisen in der menschlichen Gesellschaft gehört.

Er stellte sich offensichtlich vor, dass die Grundlage der römischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die allgemeine Sklaverei bildete, und als ab dem Ende des 2.Jahrhunderts u.Z. der Sklavennachschub stockte, da Rom nicht mehr weiter expandieren konnte und die Grenzkriege keine ausreichende Zahl von Kriegsgefangenen lieferten, geriet die gesamte Gesellschaft mangels Sklaven in eine Krise.

Marx machte noch weitere interessante Hinweise. So enden seiner Meinung nach Gesellschaften, deren Grundlage die Sklaverei bildet, längerfristig in einer Sackgasse.

​Die Sklaven sind nicht an ihrer Arbeit interessiert und schaden sogar ihrem Besitzer, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.

Wenn Arbeitskräfte unbegrenzt zur Verfügung stehen, fehlen Anreize, die Produktion zu verbessern, Arbeitsgeräte zu erfinden, neue Bewirtschaftungsmethoden zu entwickeln.

Tatsächlich war die römische Landwirtschaft ziemlich primitiv und nur durch Überausbeutung der Sklaven wurden nennenswerte Überschüsse produziert.

Als die Zufuhr der Sklaven stockte, kam es in der Tat zur Krise, denn die Erträge und damit die Steuereinnahmen des Staates gingen daraufhin zurück.

Ungeklärt bleibt hier allerdings, warum das Römische Reich trotzdem noch sehr lange weiter existierte und weshalb es keinen Ausweg aus dieser Sackgasse fand.

Die Erklärung von Engels, dass die herrschenden Eliten körperliche Arbeiten verachteten, da sie diese mit Sklavenarbeit gleichsetzten und deshalb unfähig zu Innovationen waren, ist wenig zufriedenstellend.

​Die durchaus komplexen Gedanken von Marx wurden von den stalinistischen Vulgärmarxisten aufgegriffen und sofort verflacht, da diese nun eine sogenannte Sklavenhaltergesellschaft konstruierten.

Die gesamte Weltgeschichte ließ sich nun aufteilen in: Urkommunismus, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus. Revolutionen führen von einer Stufe in die nächste. Ärgerlicherweise gab es am Ende der Antike keine große Sklavenrevolution, die diese Theorie hätte bestätigen können.

Während man die Französische Revolution als Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus interpretieren kann, gibt es nichts Vergleichbares am Ende des Altertumes.

Der häufig bemühte Aufstand von Spartakus fand 73 vor u.Z. statt, lange, bevor das Imperium unterging.

So wurden lokale Aufstände, wie die der Bagauden in Gallien, Rebellen mit unklarer sozialer Zusammensetzung, im dritten Jahrhundert als große Sklavenerhebungen gedeutet, an denen das Reich zerbrochen sei.

Stalin entwickelte noch einen eigenen historischen Beitrag, in welchem er behauptete, die aufständischen Sklaven hätten sich mit den Germanen gegen die Römer verbündet.

Gleichzeitig wurde postuliert, dass die nachfolgende, mittelalterliche Welt fortschrittlicher gewesen sei als das Altertum, warum auch immer.

Nach der Entstalinisierung in den sechziger Jahren bemühten sich DDR-Autoren wie Streisand oder Töpfer um differenzierte Analysen.

Die Forschungen hatten ergeben, dass die Sklaverei auf den Latifundien im westlichen Teil des Reiches seit dem 3. Jahrhundert u.Z. rückläufig war und die ehemaligen Sklaven in leibeigene Bauern, sogenannte Kolonen, umgewandelt worden waren.

Somit existierten am Ende des Reiches nur noch wenige Sklaven.

Die Germanen waren auch keineswegs Befreier der Sklaven gewesen, sondern hatten selber Bedarf an solchen, da so mancher Germanenfürst durchaus daran interessiert war, nun an Stelle von geflüchteten römischen Latifundienbesitzern die Unterdrückung der Landbevölkerung fortzusetzen.

​So mussten sie feststellen, dass die Erklärung für den Untergang des Reiches offensichtlich nicht mit dem primitiven Stadien-Schema möglich war, denn Sklavenaufstände hatten nicht zum Untergang Roms geführt.

Unklar blieb indes nun, was aber jetzt eigentlich zum Ende des Imperiums geführt hatte.

Ganz konnten sich die Autoren jedoch nicht von dem politisch erwünschtem Erklärungsschema trennen, da sonst die Grundlagen des Historischen Materialismus zusammengebrochen wären.

Auch ihre westlichen Kollegen erkannten, dass es äußerst schwierig war, schlüssige Erklärungen zu liefern.

Die Materie war komplex, monokausale Deutungen nicht möglich, ein ganzes Bündel von Ursachen musste verantwortlich sein, um den Untergang des Reiches widerspruchsfrei zu erklären.
 
Ein zentrales Argument wurde bald gefunden, und zwar die sogenannte „Überdehnung“.
 
Ein Imperium geht unter, wenn die Kosten für den Unterhalt des Reiches höher sind als die Erträge.

Diese Formel gilt für alle Großreiche und erklärt deren Zerfall.

Ein Reich wird zu groß, wenn die wirtschaftliche Kraft nicht ausreicht, um es zu finanzieren und die Gegner zu stark werden.
 
Wann wird nun dieser „Point of no Return“ erreicht?

Die einzelnen Forscher gewichten unterschiedliche Faktoren.

Ich erwähne hier nur als interessante Werke: Perry Anderson, Von der Antike zum Feudalismus; Alexander Demandt, Die Spätantike; Stefan Breuer, Imperien der Alten Welt.

Die Argumentationsmuster sind in der Regel wie folgt:
 
In den westlichen Teilen des Imperiums, in Italien, Gallien, der iberischen Halbinsel und Nordafrika war die Kleinbauernschaft weitgehend verdrängt und durch die Latifundienwirtschaft, Großbetriebe, die auf Sklavenarbeit basierten, ersetzt worden, im Gegensatz etwa zu dem östlichen Teil des Reiches, wo sich die Kleinbauern und Mittelbauern weitgehend erhalten konnten.
 
Dies wird auch als Grund genannt, weshalb sich die östliche Hälfte, das spätere byzantinische Reich, noch 1000 Jahre länger halten konnte.​

​Als die Expansion des Reiches im 3. Jahrhundert u.Z. endete und der Nachschub an Sklaven stockte, wurden diese in leibeigene Bauern, sogenannte Kolonen umgewandelt.
 
Die Produktivität sank vermutlich, denn die brutale Ausbeutung, die ein großes Mehrprodukt ermöglicht hatte, konnte nicht mehr fortgeführt werden.
 
Andererseits konnten sich die Kolonen aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Grundherrn nicht in eine selbstbewusste, große Überschüsse produzierende Klasse von Bauern entwickeln.

​Durch den Druck, vor allem von Seiten der Germanen auf die Grenzen, benötigte der Staat eine gewaltige Militärmaschinerie und zog immer mehr Steuern ein.
 
Die großen Landbesitzer konnten sich dem entziehen, zusammen mit den von ihnen abhängigen Bauern.
 
Eine Interessengemeinschaft aus Großgrundbesitzern und Kolonen bildete sich, die dem Staat die dringend erforderlichen Steuern verweigerten.
 
Es entstand der typische Konflikt zwischen Steuer und Grundrente, dem Einkommen der Latifundienbesitzer.
 
Die reiche Oberschichte zahlte nicht und genoss praktisch Steuerfreiheit.
 
Das Geld trieb der Staat nun von den Städtern ein, deren Wirtschaftskraft dadurch erheblich gemindert wurde.
 
Viele Bewohner verließen daraufhin die Städte und stellten sich unter den Schutz von Großgrundbesitzern.
 
Auf dem Land entstanden bald lokale Subsistenzwirtschaften, Ackerbau und Handwerk auf den Latifundienwirtschaften.
 
Die Warenströme zwischen Stadt und Land versiegten.
 
Die Stadtbevölkerungen verließen ihre Siedlungen.
 
Dies war natürlich ein langer Prozess, aber im frühen Mittelalter waren ja zum Schluss viele Großstädte wie Köln und Trier, zeitweilig überhaupt nicht bewohnt und Rom selbst auf ein kleines Dorf zusammengeschrumpft.
 
Der wachsende Steuerdruck lähmte die Wirtschaft, deren Produktivität daraufhin sank.

Niedrigere Produktivität bedeutete aber weniger Erträge, weniger Möglichkeiten Steuern zu zahlen.

Der Staat reagierte darauf mit noch höheren Abgabenforderungen, wodurch die
Produktivität noch weiter sank.

Ein Teufelskreis.


Die gewaltige Armee war so nicht mehr länger finanzbar, Soldatenrevolten an der Tagesordnung, reiche Provinzen, die selber nicht direkt von Invasionen betroffen waren, weigerten sich, für den Schutz weit entfernter Landesteile zu zahlen.

Sezessionistische Bewegungen breiteten sich aus.

Das ganze Reich nahm allmählich feudale Züge an, wie sie uns aus dem Mittelalter bekannt sind.

Dezentrale Strukturen, Übergang zur Naturalwirtschaft, nur noch kleine Städte.

Die Gründe für den Untergang des Imperiums sind also vor allem in seinen Strukturen zu sehen, die Invasionen haben ihm dann schließlich ein Ende bereitet.

Die Überdehnung hatte ein Reich geschaffen, das nicht mehr finanzbar war.

Es löste sich in kleine, überschaubare Einheiten auf, regionale Provinzführer wie in Gallien machten sich selbstständig, Germanen, die als Bundesgenossen auf dem Territorium des Reiches angesiedelt worden waren, kündigten die Gefolgschaft auf.

​Doch auch die kleineren politischen Einheiten konnten jetzt nicht mehr den Invasoren widerstehen und wurden überrollt.

Aus den Trümmern des Imperiums bildeten sich die germanischen Königreiche.

Während der Völkerwanderung wurden die römischen Latifundienbesitzer durch germanische Heerführer ersetzt.

Vielfach versank allerdings das gesamte Land in Chaos, große Ländereien blieben unkultiviert, die Bevölkerungszahl schrumpfte erheblich, viele Städte waren verlassen und wurden von der Wildnis überwuchert.

Auch die Eigentumsstruktur ist anschließend sehr komplex. Neben germanischen Großgrundbesitzern, die die von den Römern übernommenen Güter mit Kriegsgefangenen und anderen abhängigen Bauern bewirtschafteten, finden wir auch zahlreiche germanische Freibauern in den Dörfern, zusammen mit ehemaligen Kolonen, die durch die Wirren die Freiheit erlangt hatten.

Es dauerte Jahrhunderte, bis sich aus diesem bunten Mosaik allmählich die mittelalterliche Feudalgesellschaft herausbildete.
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Slawisches Königreich 

Islamistische Oppositionspartei wird stärkste Kraft bei Parlamentswahl

Jordanien ist ein Verbündeter der USA, doch viele Bürger haben palästinensische Wurzeln. Bei der Parlamentswahl nützt das dem politischen Arm der Muslimbruderschaft.

Die Parlamentswahl in Polen 2023 vom 15. Oktober 2023 war die zehnte Parlamentswahl in der Geschichte Polens nach dem Systemwechsel von 1989. Gewählt wurden die Mitglieder des Sejm (Unterhaus) und des Senats (Oberhaus) der polnischen Nationalversammlung.

 

Bei der Wahl verlor die amtierende Regierung unter Führung der PiS-Partei nach acht Jahren ihre Mehrheit, stattdessen errang die bisherige Opposition in beiden Parlamentskammern die Mehrheit und Donald Tusk konnte in der Folge am 13. Dezember 2023 eine neue Regierung unter seiner Führung bilden.

 

Die Wahlbeteiligung lag bei 74,38 Prozent; nie zuvor in der polnischen Geschichte hatten so viele Menschen bei freien Wahlen in Polen ihre Stimme abgegeben. Gleichzeitig fanden mehrere von der Regierung initiierte Volksabstimmungen statt, die aber nicht das erforderliche Quorum erreichten.

 

 

„Lex Tusk“ und Massenproteste.

Im Mai 2023 setzte der polnische Staatspräsident Andrzej Duda ein zuvor vom Sejm mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossenes Gesetz in Kraft, das die Einrichtung einer Kommission vorsieht, die ohne Gerichtsbeschluss Politiker von öffentlichen Ämtern für die Dauer von zehn Jahren ausschließen kann, wenn sie nach Ansicht der Kommission von russischen Interessen beeinflusst waren. Die Kommission hat laut dem Gesetz zu prüfen, ob dies auf polnische Regierungspolitiker ab 2007 – nachdem die PiS, der Duda angehört, abgewählt wurde – zutrifft.

 

Das Gesetz hätte nach Ansicht von Kritikern als Instrument genutzt werden können, um ausgewählten Oppositionspolitikern die Teilnahme an der Parlamentswahl zu verbieten.

 

Polnische Medien sprachen daher von einer „Lex Tusk“ – einem auf den liberalkonservativen Oppositionsführer und früheren Ministerpräsidenten Donald Tusk (2007–2014) gemünzten Gesetz, der damit als potenziell aussichtsreichster Oppositionskandidat von der Parlamentswahl im Oktober 2023 hätte ausgeschlossen werden können.

 

Aus Kreisen der PiS-Partei war Tusk wiederholt vorgeworfen worden, dass er während seiner Amtszeit als Regierungschef Polen von Energieimporten aus Russland abhängig gemacht habe. Das Gesetz stieß auf deutliche Kritik der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union, die ihre Besorgnis äußerten, dass die Freiheit und Fairness bei Wahlen in Polen durch das Gesetz gefährdet seien.

 

Daraufhin entschärfte Präsident Duda das Gesetz, indem er am 2. Juni 2023 eine Novelle in den Sejm einbrachte, die der zu bildenden Kommission das zuvor geplante Recht entzog, ein politisches Betätigungsverbot zu verhängen.

Am 4. Juni 2023 – dem Jahrestag der ersten teilweise freien Wahlen in Polen 1989 – nahmen in Warschau nach Veranstalterangaben unter Berufung auf die Stadtverwaltung eine halbe Millionen Menschen an einem von Tusks Bürgerplattform organisierten „Großen Marsch für die Demokratie“ teil, um gegen das Gesetz zu demonstrieren.

 

Auch in anderen Städten, darunter Krakau, Stettin und Tschenstochau kam es zu Protesten mit zehntausenden Teilnehmern. Der Demonstration in Warschau schlossen sich zahlreiche Bürgerrechtsbewegungen an, die Bürgerplattform sprach von der größten Demonstration in der Geschichte Polens seit dem Sturz des Kommunismus im Jahr 1989. Der Protestzug durch das Zentrum Warschaus wurde auch vom früheren polnischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa angeführt.

 

Anti-Regierungsprotest „Marsch der Millionen Herzen“ in Warschau am 1. Oktober 2023

Zwei Wochen vor der Wahl protestierten bei dem von Oppositionsführer Donald Tusk initiierten „Marsch der Millionen Herzen“ unter anderem infolge der Visa-Affäre erneut hunderttausende Menschen in Warschau gegen die polnische Regierung.

REFORMATIONS BRIEF 2
Berliner Berichte
04.07.2026

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